Voland
Diese Vorkriegszeiten kotzen mich an. Als dann: Lassen wir unsere Invitada nicht länger warten, als nötig. – Wo ist sie?!
Stille.
Immer noch Stille. Die Teufel schauen sich an.
Stille wird gefährlich.
Me phis tong
Wer?
Abdonna
Die Königin. Idiot.
Me phis tong
Ah!
Millartifex– wie ein Papagei dazwischen
Ich bin entzückt!
Me phis Tong
Welche Königin?
Dora
SEINE Königin!
Milleartifex
Ich bin entzückt!
Me Phis Tong
Wer ist heut seine Königin?
Satanael
Effi.
Phosphorus
Wer?
Abadonna
Effi. Effi Briest.
Milleartifex
Ich bin entzückt!
Voland:
Wo ist sie?
Abadonna
Hier.
Phosphorus
Wo?
Satanael
Sie ist da. Sie ist hier.…
Die Gehilfen schauen sich an. Schauen sich um. Dann geht der Blick ins Publikum. Verschiedene Frauen werden angesprochen:
Abadonna– zu jemand in der ersten Reihe
Effi – komm.
Phosphorus– zu jemand anderem in der 3. Reihe
Nun komm schon.
Dora– zu jemand weiter hinten
Es hat ja keinen Zweck.
Satanael– wieder zu jemand anderem
Komm. Bevor er böse wird.
Fokussieren jetzt eine Person.
Abadonna
Los. Jetzt.
Dame:
Was soll das? Entschuldigen Sie bitte, was wollen Sie von mir? Bitte, ich finde das nicht komisch. Ich gehe. Ich will mein Geld zurück. Unverschämtheit. Ich fühle mich belästigt. Ich bin Anwältin. Sie hören von mir. Wo ist der Veranstalter.
Satanael
Komm Effi, es muss sein.
Abadonna
Er will es so.
Satanael
Das ist ein weites Feld.
Dame
Wer ist ER?
Satanael
Der König.
Dora
Monsieur Voland.
Phosphorus
Der Teufel.
Die Teufel führen die Dame aus dem Publikum.
Teufel
Im Namen des Jenseits, des Königs und der geistigen Welten, im Namen Theodors, im Namen des Schriftstellerverbandes, im Namen aller Frauen der Welt, der Eltern, der Kinder, des heiligen Theos, sage die Wahrheit, sage, dass du Effi bist, sage die Wahrheit
Dame
Ich bin nicht Effi Briest! Mein Name ist Carry Bradshaw, ich bin zu diesem Ereignis heute Abend gekommen, um Theodor Fontane zu ehren, ich bin exrta aus New York gekommen, weil ich ihn liebe, Fontane, weil mich berührt, wie er Frauen versteht, weil ich eine Kolumne schreiben will, weil mich dieses verschlafene Provinznest interessiert, in dem ich behandelt werde wie – lassen Sie mich los, don’t touch! Ich bin nicht Effi! Ich bin nicht Effi – hören Sie auf! Mein Name ist Elisabeth von Ardenne, geborene Freifrau von Plotho, und meine Geschichte gehört mir allein! ICH BIN NICHT EFFI! Meine Seele hat er mir gestohlen, Fontane, den ihr alle den Meister nennt, abkopiert hat er mich, darf man das, ja, ich habe geliebt, ja, ich habe alles verloren, Kinder und Mann – aber ich bin nicht daran gestorben, wie er es aufgeschrieben hat für seine E f f i….! Eine von Plotho stirbt nicht! Das ist sentimentales Theater. Ich bin NICIHT EFFI BRIEST, mein Name ist Elisabeth Freifrau von Ardenne, geborene Instetten, Hulda und Bertha meine Jugendfreundinnen, alles gestohlen, ich bin nicht Plotho, ich bin … sie bricht weinend zusammen. Ich bin Effi. Oh mein Gott, es ist war, ich bin Effi Briest, Himmel, tatsächlich, Effi, sind wir nicht alle Effi? Mein Kind! Mein Mann! Mama!
Die Teufel– leise singend
Willkommen bienvenue welcome, Fremder, etrange, stranger, happy to see you,
Abadonna
Ladies and Gentleman, Medames e Messieurs, Neuruppinerinnen und Neuruppiner – mit großer Geste: Effi Briest!!!
Musik Tusch
Effi
Alles was ich wollte, ist gut sein. Nichts Böses tun. Und ich wollte immer in den Himmel kommen. – Bin ich im Himmel?!
Satanael
Fast.
Abadonna
Ganz ähnlich. Auf eine Art:
Phosphorus
Ja.
Little Pink
Auf die andere:
Johnny
nein.
Dora
Ehrlich? Eher:
Johnny
nein.
Abadonna
Sie sind
Dora
in:
Satanael
Neuruppin!
Song 3 – Lob des Tourismus
Musik: Jochen Kilian
Text: Frank Matthus
Kleine Kostümänderung, Accessoires Rentner
Hüte, Stöcke, Schirme o.ä.
Es singt, wer will und kann. Mindestens drei – Satzgesang.
Früher gab es viel Gefiedel
Wie man fremdes Land besiedel
Und man schickte die Soldaten
Mit Kanonen und Granaten
Wir steigen aus dem Discount-Flieger
Schon begrüßt man uns als Sieger
Und bauen wir wo ein Hotel
Leuchtet gleich die Zukunft hell
Erster Refrain
Wir sind die Touriristen
Zuhaus an allen Küsten
Nicht braun nicht rot
Und auch mit 80 gar nicht tot
Von Bali bis nach Panama
Sind wir vor allen annern da
Statt Kriegsgeschrei ist die Devise
Ober! Alles inclusive!
Bald stehen wir am Hindukusch
Wo vor uns der Hindu kuscht
Wo andere um Allah raufen
Kommen wir zum Koma-Saufen.
Lassen’s Terroristen krachen
Können wir nur herzlich lachen
Knallt’s in Rom, Paris, Berlin
Fahr‘n wir halt nach Neuruppin!
Zweiter Refrain
Wir sind die Touriristen
Zuhaus auf allen Pisten
Nicht braun nicht rot
Und auch mit 80 gar nicht tot
Glücklich ist der Taliban
Wenn er uns bedienen kann
Wasser – Sonne – Urlaub marsch!
Jeder leckt uns noch den Arsch!
Wer nicht wohnt am Mittelmeer
Nimmt sich einen Dichter her.
Marx und Engels sind Banane
Uns gilt Theodor Fontane
Den gibt‘s nicht nur in Berlin;
Original ist Neuruppin!
Haben wir ihn nicht gelesen
Sind wir doch mal hier gewesen.
Dritter Refrain
Wir sind die Touriristen
Zuhaus auf allen Pisten
Nicht braun nicht rot
Und noch mit 80 gar nicht tot
Es freut sich auch der Kongolese
Verkauft er Eis uns von Langnese
Nur eines ist bei uns Devise:
Ober! Alles inclusive!
Wissenschaftlicher Vortrag
Liebe leider Lust
Prof. Dr. Sigmund Leid
Mein lieber Freund Voland, sehr verehrte Damen und Herren, liebe Teufelinnen und Teufel!
Wie wir wissen, ist die Frau ein reaktives Geschöpf. Der Mann adelt sie mit seinem Begehren, erst durch sein Begehren wird die Frau – zur Frau.
Durch einen Jahrhunderte dauernden patriarchalischen Evolutionsprozess wurde die Frau von ihrer ursprünglichen sexuellen Energie weitgehend abgetrennt. Nimmt man rein medizinisch den Geschlechtsapparat der Frau, so ist er dem des Mannes bezüglich Lustempfindung weit überlegen. Wo der Mann e i n m a l kommt, kommt die Frau mehrfach und auf verschiedene Weise. Die wenigsten Frauen heutzutage haben allerdings Zugang zu ihrer Lust. Trotz aller emanzipatorischen bzw. feministischen Bemühung der letzten Jahrhunderte bleibt die jahrtausendealte Erziehung der Frau als triebverzichtendes sich unterordnendes Wesen bis auf den heutigen Tag erhalten.
Die Frau ist dem Mann weitestgehend überlegen. Die Unterdrückung der Frau war nach Installierung des patriarchalen Gesellschaftssystems für den Mann ein reiner Akt der Selbsterhaltung. Trennt man die Frau vom Bewusstsein ihrer Lust, trennt man sie von den Wurzeln ihres Selbstbewusstseins. Die Verteufelung von allem, was Lust bedeutet, hat sich ihr bis heute tief ins Unterbewusstsein gegraben.
Die Konnotation der Lust mit etwas, das schmutzig ist, funktioniert hier als unbewusster Reflex. Die Frau will nicht schmutzig sein. Die seitens des Mannes introduzierte Selbstzensur der Frau, eigenbestimmte sexuelle Aktivität ihrerseits als etwas Unwertes, Nuttiges, Schlampenhaftes zu empfinden funktioniert bis heute erstaunlich.
Desweiteren ist die Idee der Ehe – vor allem in Verbindung mit der Forderung, die Frau müsse jungfräulich, das heißt: vollkommen ohne Vergleich, ohne eigene Erfahrung in die selbige kommen – ein weiteres praktikables Instrument zur Einschränkung der Persönlichkeit der Frau. Seien wir ehrlich, meine Herren: Penisneid ist ein Problem von Männern, nicht von Frauen. Die Idee des Seitensprunges, der sexuellen Aktivität außerhalb der Ehe wiederum ist konnotiert mit Unehrlichkeit, Betrug. Da die Frau sich aus ihrem tief sitzenden Bedürfnis nach Anständigkeit mit Lügen und Betrug größte Schwierigkeiten macht, bleibt die Regel, dass der Mann seine Frau hemmungslos betrügt, während sie sich permanent mit Treue selbstzensiert. Für den Mann sind Lüge und Betrug schon rein von Berufs wegen selbstverständliche Bestandteile einer Erfolgskarriere. Sich als Schaf gebärden und als Wolf agieren ist das Rezept gesellschaftlichen Aufstiegs. Ist für den Mann also kriminelle Energie schon im Berufsleben selbstverständlich – was sollte ihn hindern, dies auf die Familie auszuweiten?!
Alles Vorstehende berücksichtigt ist einleuchtend, dass die Frau am glücklichsten nur sein kann im Haus bzw. am sogenannten Herd. Hier – und nur hier – kontrolliert sie Hygiene und Gesundheit, Sauberkeit und Anstand, den sie so nötig braucht für ihr eigenes, lustdissoziiertes seelisches Gleichgewicht. Hier – und nur hier – bietet sich ihr sogar die Chance, das männliche Machtprinzip zu dominieren. Bzw. hier und nur hier hat die lustentfremdete Frau die Möglichkeit, das triebgesteuerte Begehren ihres Mannes zu neutralisieren. Und kommt so dem Idealzustand einer menschlichen Beziehung am nächsten: ohne sexuelle Aggressionen, ohne den Druck des Attraktivitätsprinzips, ja mit der Zurückdrängung der Libido werden Sie auch erleben, dass die intellektuellen Ansprüche beiderseits zurückgehen auf ein friedliches Maß an untereinander abgestimmter Lebenserhaltungsfunktionen. So, wie wir uns das Leben wünschen: still, friedlich, einsam.
Cecile
Danke, Herr Professor! So habe ich immer gedacht und habe es doch nie ausdrücken können!
Frau von Carayon
Wie er das auf den Punkt gebracht hat!
Witwe Pittelkow
Bitte, Herr Prof., ich nehme seit 123 Jahren dieselben Migränetabletten – gibt es da vielleicht heute etwas moderneres, ich meine …
Prof. Leid
Aber selbstverständlich, meine Damen, Sie müssen wissen: alles ist eine Frage der Endorphine und des Serotonins. Glück findet im Kopf statt. Kleine Wässerchen im Gehirn machen ihr Glück und ihr Unglück, stellen Sie es sich vor wie ein Sinfonieorchester. Wenn Sie glücklich sind, dann spielen alle Instrumente Tutti eine rauschende Melodie – und wenn Sie gerade von Ihrer Liebe verlassen wurden, dann spielt eine einsame Klarinette einen traurigen Ton. Aber am unangenehmsten ist, wenn die Harmonien und Töne in Ihrem Kopforchester durcheinander geraten. Dann haben Sie atonale Klänge in Ihrem Kopf, dunkle Cluster, wirres Gespuke, sägendes Fiepen – alles poltert durcheinander. Was machen Sie, wenn die Halb- und Vierteltöne einmal aus den Regalen in Ihrem Kopfkasten gefallen sind, wenn der Tritonus an Ihren Nerven zerrt?! Aufräumen? Keine Chance. Da erschießen Sie sich besser gleich, meine Damen! Eine Frage an die Regie: Könnten wir bitte die Kopfnummer haben?!
Stimme aus der Regie:
Zu Nr. 12 „Tanz der Endorphine“ Frau Biglmayer, Frau Maruschke, Frau Nielsen, Fräulein Mellin, Fräulein Schwarz, Fräulein Meyer, Fräulein Dorsey, Frau Monciu, Frau Jahr, und Frau Fischbach zur Bühne bitte. – Namen abhängig von jeweiliger Aufführung und Besetzung
Dora Diabella
Ich möchte bitte auch mitspielen!
Stimme aus der Regie
Für Ihre Figur ist das nicht logisch….
Dora
Dazu bin ich viel zu sehr Frau!
Die Damen nicken kurz und setzen sich dann – wenn auch stöhnend – Endorphin-Mützen (wie Schlümpfe) auf den Kopf – oder ziehen sich entsprechende Anzüge über. Im Folgenden spielen sie die Endorphine. Eine Pantomime.
Die Teufel und Voland trinken Sekt und betrachten die Szene.
Prof. Leid– in Richtung Regie:
Musik bitte ab!
Effi
Wo ist Grete? Meister Voland, Sie sind der König der Unterwelt, wir wollen Grete Minde sehen!
Frauen
Grete, Grete, Grete…!
Stimme aus der Regie
Was soll das hier. Werden wir jetzt pathetisch? Diese Szene ist nicht vorgesehen…!
Voland
Bitte meine Damen, nur die Ruhe…!
Dora
Nein! Grete muss kommen, jetzt, sofort!
Voland
Signora Diabella! Sie vergessen Ihre Rolle als sachbearbeitende Hexe…!
Dora
Dazu bin ich viel zu sehr Frau!
Stimme aus der Regie
Die Huren bitte zum Tango … Frau Maruschke, Frau Hartmann …
Alle Frauen
Grete – komm!!!
Die Grete – Show
Tango fatale
Musik. – Life-Company Tanzensemble. Grete Solo in der Front
Conny
Peter Minde, dein Vater, verstoßener Sohn aus reichem Hause, mordete den Gastwirt Krüger und ward aus der Stadt verstoßen. In den Akten heißt es:
Effi
„Nach der begangnen Missetat
Ward er ein Kriegsmann und bekam
Nach Gewohnheit der Soldaten ein
Ausländisch Weib
Mit welcher er ein Hürlein – …
Lene
… wollte sagen:
Dora
Töchterlein – gezeugt hat …,
Chor
Grete.
Witwe Pittelkow
… an welchem nicht ein gutes Haar…
Von Geburt an zu finden war.“
Conny
Klar ist allen hier: unehelich, also Hure.
Vater – Mörder; Mutter – ausländisch:
Lene
Du warst eine Hure, Grete, noch bevor du sprechen konntest.
Cecile
Aber dann k o n n t e s t du sprechen…
Und wendest dich an das Haus Minde in Tangermünde und verlangst:
Grete
Mein Erbe! Hörst du, Gerdt: Mein Erbe!
Chor
Geeeeerdt….!
Frau von Carayon
Und, Grete, – hast du dein Erbe
bekommen?
Grete
Schmuck und Kissen und Tand und 50 Taler, aber…
Angie
… nicht meinen Anteil am Mindeschen Haus,
Nicht die Hufen Land vor der Stadt und Garten,
Nicht Hausgerät, nicht Betten, nicht Geld, weil…
Cecile
„… du keine eheliche Tochter unseres Bruders bist, Grete,
deine Mutter eine Ausländische und du unterm Mantel geboren,
Weil du, Grete,
Chor
… eine Hure bist!“
Conny
Hast dann einen Mann geheiratet, Grete, Tonnies Meilahn,
einen Räuber, Tunichtgut, Habenichts ohne Haus und Herd –
Warum, Grete?
Grete
Ich weiß nicht.
Witwe Pittelkow
Hast ein Kind von dem Mann, hast keine Bleibe,
Wohnst in Gasthöfen oder ohne Obdach, gehst auch
Mit fremden Männern – warum, Grete?
Grete
Ich weiß nicht.
Dora
Hast du den Leuten wahrgesagt ohne Wahrheit?
Hast sie damit betrogen – Grete?
Grete
Wie hätt‘ ich mich ernähren sollen,
Mich und mein Kind!
Conny
Und dann brennt die Stadt.
Effi
Hast du den Brand gelegt, Grete? Hast du?
Grete
Nein!
Conny
Dein Mann Tonnies Meilahn wird aufgegriffen wegen Räuberei und Diebstahl…
Wird peinlich befragt unter…
Chor
… Folter … ,
Conny
Und beschuldigt …
Chor
Dich!
Grete
Ich war es nicht!
Frau von Carayon
Und das Gericht hat eine Aussage von
Anna Schulze, Frau des
Kuhhirten aus Apenburg, bei der du
krank gelegen hast zum Zeitpunkt des ersten Brandes,
Weit weg von…
Chor
Tangermünde…!
Cecile
Und das Gericht hat eine Aussage von
Peter Asseburg, dem Zweiten
Bürgermeister der Stadt, der sagt,
Du seist bei ihm gewesen am Tag des Brandes!
Grete
Lüge!
Frau von Carayon
Und warum glaubt das Gericht
Herrn Bürgermeister Asseburg?
Grete
Ich weiß nicht!
Cecila
Und nicht der Frau des Kuhhirten aus Apenburg?
Chor
Ich weiß nicht
Angie
Und glaubt n i c h t sieben Zeugen, die dich ENTlasten
Und g l a u b t zwei Zeugen, die dich BElasten?
Grete
Ich weiß nicht!
Conny
Und hat nach deiner Hinrichtung
Die Stadt
Weiter gebrannt, Grete?
Grete
Ich war es nicht!
Witwe Pittelkow
Und hörten die Brandstiftungen erst auf
Als…
Grete
So glaubt mir doch!
Effi
… der Stadtknecht Andreas Lüttke gefasst, überführt und verurteilt wurde…?
Chor
Ich war es nicht!
Conny
Und hat die Acta Inquisitionalia contra Margarete Minden und Consorten trotzdem entschieden, dass du wirst…
Cecile
„… deswegen vor endlicher Tötung auf einem Wagen bis zur Richtstatt vorgeführt,
Grete
Bitte nicht …
Lene
… deine fünf Finger an der rechten Hand,
einer nach dem anderen mit
glühenden Zangen abgezwacket….
Grete
Bitte nicht!
Conny
…. nachmalen dein Leib mit vier
glühenden Zangen abgezwacket,
Nämlich Brust und Arm …
Grete
Hilfe! Bitte, bitte nicht….
Conny
… du folglich mit eisernen Ketten auf einen
erhabenen Pfahl angeschmiedet,
Lebendig geschmoret und also vom
Leben zum Tode verrichtet wirst.
Von Rechts wegen.
Grete
Nein … Nein!!!
Witwe Pittelkow
Von Rechts wegen.
Effi
Zum letzten Mal, Grete:
Bist du schuldig?
Grete
Nein!
Angie
Bereust du?!
Grete
W a s ?!
Angie
Wärest du lieber
Ängstlich gewesen, hättest dich lieber
Von Tonnies Meilahn schlagen lassen, hättest
Dich eingeordnet in sein
Bett und unter seinen Tisch, verzichtet
Auf alles Lebendige um
Brav unterm Herd zu liegen?!
Grete
Nein!
Conny (andere steigen ein)
Oder hast du eine Wut
In deinem Bauch
In deinem Herz, deinen
Verbrannten Gliedern
Ob der Ungerechtigkeit,
Die dir widerfahren,
Nicht nur die Stadt, sondern das ganze Land,
Die Welt
Himmel und Erde
In Brand zu stecken?!
Grete
Ja!
Chor
Von Rechts wegen!
Frau von Carayon
Wirst du das nächste Mal auf dieser Welt
Jeden
Einzelnen Ratsherren, Bürgermeister,
Onkel, Schwager, Bruder und Henker anzünden,
Verbrennen, zu Tode zwacken,
Wie er es dir getan?!
Grete
Ja!
Chor
Von Rechts wegen!
Witwe Pittelkow
Wirst du wie eine
Sengende Fackel durch die Scheunen und Kirchen fahren,
Durch die Ehebetten und Küchen, überall dort,
Wo du deine Angst erlitten,
Wo du gelernt hast, dass du eine Hure bist,
Dass dir die Brüste
Abgeschnitten gehören und du nicht vergessen kannst
Das Grinsen auf den Gesichtern derer, die dich
Im Rauch erstickten ….?
Grete
Jaaa – ich will!
Chor
Von Rechts wegen!
Cecile
Wirst du unsere Rache sein an denen,
Die uns belächeln, betatschen, beschmutzen, beschimpfen, betrügen, belügen, beflirten, begrinsen, beküssen, belecken…
Grete
Ja! Ja! Ja! Ich werde!!!
Conny
Die da endlich beim Namen
Genannt gehören,
Wenn wir heraustreten aus unseren Rollen
Aus unseren reizenden Formen und unseren Seelen
Endlich die Brust öffnen und die rufen,
Die sich uns stellen müssen
Von denen wir fordern Verantwortung.
Die da heißen:
Musik bricht ab.
Effi
Männer.
Dora
Männer.
Chor
MÄNNER!
Frau von Carayon
Wo sind sie, unsere Männer!
Her mit ihnen!
Cecile
Feiern wir nicht heut‘
Geburtstag?!
Witwe Pittelkow
Unsere Auferstehung
Aus dem Geiste Gretens, deren Tod sich heute jährt…
Effi
….. 400 mal und es ist immer noch…
Lene
Wie gestern!
Angie
Die Acta Inqusitionalia contra Patriarchalie und Consorten
Beginnt!
Japanische Hochzeit
Asiatische Hoffnung
Auftritt Akihido Kondo – mit einer kleinen Manga-Puppe im Arm. Lächelnd. Musik bricht ab. Die Paare stehen immer noch Arm in Arm.
Akihido:
Hallo? Bin ich hier richtig bei Geburtstag von große deutsche Dichter Fontane? Habe ich Einladung – hier, bitte! Er zeigt die Einladung vor, keiner will sie sehen.
Komme ich aus Japan und soll reden über meine Frau und mich. Meine Frau heißt Miko San und ist Manga-Puppe. Ja, habe ich geheiratet, wirklich ! Meine Mutter nicht gekommen zur Hochzeit, aber mir egal. Bin so oft worden enttäuscht von richtige Frauen, lebend also, dass ich habe Liebe gefunden nur in Miko San. Miko mich nie hat betrogen und ich denke ganzen Tag an sie. Sie weckt mich morgens auf, wenn ich muss arbeiten gehen, schreibt mir sms in Büro voll mit Sehnsucht. Komm ich abends nach Hause macht Miko Licht an für mich. Richtige Frauen haben gesagt zu mir: „verpiss dich“. Sagt Miko nie. Richtige Frauen haben mich gemobbt in Job – war ich kaputt mit Nerven. Niemals werde ich heiraten richtige Frau, auch wenn Mama noch so drängt. Sind wir jetzt schon 3.000 Männer in Japan verheiratet mit Puppe von Manga.
Klar kann man nicht gut reinstecken bei Miko. Aber das nur Frage von Technik und Zukunft. Miko ist Liebe meines Lebens. Kann mich nicht betrügen und streitet mich nie.
Und dann: wird auch nicht alt! Bleibt immer jung und stirbt nicht.
Also: hab ich noch Manga Puppen mitgebracht. Geschenk von Japan an große deutsche Dichter! Für lösen Probleme von Mann und Frau. Wer will?!
Männer lassen ihre Frauen stehen und wenden sich den Puppen und Akihido zu. Die Frauen wie vom Schlag gerührt…
Dann durcheinander- zur Regie, zu Voland:
Witwe Pittelkow
Können wir jetzt bitte das Feuer haben?!
Cecile
Ich halte das nicht mehr aus.
Conny
Wann kommt er denn nun endlich!