Personen
Tanja
Jan Tanja´s Exfreund und Vater von Sophie
Nadja Tanja´s Schwester
Torsten deren Freund
Michael der jetzige Lebensgefährte von Tanja
Sophie das Kind von Tanja und Jan, 5 Jahre alt
Kevin
Tobias Freunde von Torsten
David
Publikum des Rockkonzertes
Extrachor oder Jugendtheater
II
Im Wald. Nacht.
1. Auftritt
Jan. Dann Tanja.
Jan Wo bist du?
Tanja Ich bin nicht hier.
Jan Zeig dich, Tanja. Bitte.
Tanja Wie schön du bittest!
Jan Es ist dunkel.
Tanja Unsere Zeit.
Nachts erfindet man Liebe
Und Körper.
Es ist eine Ahnung
Vom Ende der Zeit.
Ich fürchte das Licht
Wo nichts bleibt wie es war.
Jan Also?
Tanja Also.
Jan Zum letzten Mal?
Tanja Zum letzten Mal.
Jan Ganz ehrlich?
Tanja Tritt aus dem Dunkel, fast kokett Ich weiß nicht.
Jan Ich muss mir ein paar
Trümmer von der Seele fragen.
Zu spät, aber
Wichtig für mich.
Tanja Es lebe die Schlaflosigkeit – frage.
Jan Du bist mir ein Rätsel, Tanja.
Sagst mir: hau ab! –
Und weinst, wenn ich gehe.
Sagst: sei still! –
Und fluchst
Wenn ich schweige.
Tanja Ein Mann
Begreift eine Frau
Ohne Anleitung!
Jan Ich habe vor dir gewinselt gebettelt
Um Augenblicke der Gnade
Der Liebe. Klein soll ich sein
Mich selber zerstören –
Tanja: ich habe Angst vor dir.
Tanja Ich bin eine Königin.
Du bist nur
Zu schwach.
Jan Ich kenn mich nicht aus in dir
Gib dich ein Stück
Mir in die Hand …
Tanja Du hattest mich ganz
Und hast
Mich weggeworfen.
Kein Mann schätzt, was er besitzt.
Jan Zum letzten Mal: sei ehrlich.
Wir begraben unsere Jugend hier.
Hast du mich jemals geliebt?
Tanja schweigt
Jan Sag es. Ich muss die Worte hören.
Es ist mein Trost in der Einsamkeit,
Die nach dir kommt.
Hast du mich jemals geliebt?
Tanja Dies Rätsel lös´ ich
Kurz vor deinem Tode.
Jan So einfach ist alles
Für dich?
Tanja Was war denn?
Zuviel Musik
Und viel zuviel Nacht.
Wie Kinder stiegen wir auf einen Baum
Hinauf in das Leben
Aufwärts zur Lust.
Bis kurz vor den Himmel.
Und dann? – Fliegen?
Der Mensch fliegt nicht, er stürzt.
Hinab in die Welt.
Man landet allein
Im leeren Bett
Und bricht sich das Herz.
Gebäre ein Kind!
Fühle den Schmerz,
Der mir den Leib zerriss!
Mir die Brust verwelkt.
Die Schenkel gezeichnet
Von der Frucht deines Vergnügens.
Ich habe unsere Liebe ausgetragen – nicht du!
Ich bin Mutter!
Kann nicht mehr jung sein –
Du schon! Es gibt Jüngere;
Du schaust nach anderen Frauen!
Ich fühle es, weiß es.
Dein Begehren nach Freiheit
Erniedrigt mich, demütigt
Mich bis auf den Grund meiner Seele.
Diene das Leid ab,
Das du mir getan. Vorher kein Wort.
Jan Kein Schmerz, den du nicht verhindern konntest!
Ich wollte dir nie
Böses tun
Warum machst du, dass ich ertrinke
Neben dir.
Ich selbst zu sein
Ist für dich ein Verbrechen
Wer dir wehtut, hat Unrecht!
Tanjas stärkste Waffe:
Kein Vergeben!
Du bist dir selber die Hölle.
Findest dich hässlich –
Dabei bist du schön;
Nicht dumm! – du bist klug!
Als wenn deine große Seele
Nicht in deinen kleinen Körper passt.
Warum kannst du dich selber nicht lieben?
Wer hat dir den Glauben geraubt
An dich selbst?
Tanja Vielleicht – du?
Jan Tanja – ich ertrage nicht
Von dir getrennt zu sein.
Ich fliehe vor dir
Bevor du mich fesselst und ich
Nur noch du bin.
Aber dann, in der Einsamkeit…
Tanja Jan will ihre Hand nehmenFass mich nicht an!
Jan Was fehlt dir an meiner Liebe?
Tanja Streichle meinen Hals;
Hier – das tut gut.
Aber komm mir nicht nahe!
Jan Ich habe Sehnsucht nach dir
Unbeschreibliche Sehnsucht
Nach deiner Haut, deinem Lachen,
Wie du läufst …
Tanja Wo warst du die letzten Jahre?
Jan Auch du wirst mich nicht vergessen können,
Ich bleibe Gespenst in deinem Leben,
Deine Liebe gehört mir, du kannst sie …
Tanja Wo war deine „Liebe“? Wo??
Jan … keinem anderen schenken,
Ich geb sie nicht her.
Tanja Hast mit mir geschlafen, dann
Ranntest du weg…
Jan Der andre sei treu, wie er will,
Du wirst ihn nicht lieben.
Tanja Wann
Wirst du mich wieder verlassen?
Jan Du hast mir dein Glück geschenkt, du hast
Nichts mehr zu geben. Michael …
Tanja Du kannst nicht anders,
Du bist…
Jan …. ist betrogen, du
Wirst ihn verlassen.
Tanja … ein gehetzter Mensch, ein
Stück Seife….
Jan Jeder Mann in deinem Leben
Wird spüren, dass du mich liebst.
Tanja ….berauschend und duftend…
Jan Wir gehören zusammen
Es gibt keinen Ausweg.
Tanja …und will man es halten, dann
Flutschst du weg…
Jan Nie wirst du glücklich werden
Nach mir!
Tanja … wie Sand durch die Finger.
Jan Ich finde kein Glück
Ohne dich.
Tanja Du verfolgst mich
Ich kann nicht entkommen
Jan Unser Leben verschissen,
Einander verbrennend
Tanja Du weißt das, du kannst mich haben
Wann immer du magst…
Jan Das Feuer ist heiß, ich kann dich nicht
Aus meinem Herzen reißen…
Tanja … wie lange
Willst du mich diesmal??!!
Jan Lass mich sein, wie ich bin
Und ich kann…
Tanja Du kannst nicht lieben
Du liebst …
Jan …. dich lieben, dich glücklich machen!
Tanja … nur dich selbst
Niemand sonst!
Jan Tanja, Liebe, verlasse mich nicht.
Tanja Küss mich.
Jan Träume ich?
Tanja Siehst du. Solch einen Augenblick
Schenkt dir keine andere Frau.
2. Auftritt
Die Vorigen. Nadja
Nadja Was treibt ihr da! Habt ihr nicht wen vergessen?
Tanja Nadja….
Nadja Wo ist er, dein Hass, wo deine Liebe
Zu Michael?
Tanja Lass mich, Liebe, dieses letzte Mal.
Nadja Verwöhntes Kind!
Fällst um
Wenn einer kommt und sagt: ich liebe dich!
Jeder soll dich lieben
Alle willst du besitzen. – Du bist krank.
Du kotzt mich an.
Tanja Nadja bitte nicht. Nicht jetzt.
Nadja Es ist Arbeit, Schwester, dich zu lieben!
Papas Liebling – Tanja, die Süße,
Begabte …. nicht jeder Mann ist ein Vater!
Was hast du Jan gegeben?
Was hat es ihm gebracht
Dass er dich liebte?
Tanja Du weißt doch nichts. Halt dich raus.
Nadja Soll ich dir etwas verraten?
Jan Nadja, bitte tu das nicht!
Tanja So hab doch Verständnis und geh!!
Nadja Verständnis? Ich? Schon wieder!
Ich bin´s die Rücksicht übt.
Ich, die Ältere, die vernünftig ist
Die gut ist zum Pflegen,
Wenn Mama und Papa mal alt sind und krank.
Kennst du das Leben in der zweiten Reihe?
Nach deiner Geburt habe ich aufgehört zu existieren.
Was wisst ihr?: Nichts. Gar nichts. Ich habe ein Leben an euch vorbei geführt!
Staunen sollst, du, kleine Tanja, staunen!
Tanja Was meinst du?
Jan Ich flehe dich an, Nadja, tu es nicht.
Nadja Er fleht, der Junge! Ich bin begeistert!
Schau an, wie gut er aussieht, wenn er fleht.
Wo hab ich das schon mal erlebt?!
Ach ja, da fällt´s mir ein!
Ihr zwei, ihr seid zwei, die gerne unglücklich sind.
Das überzeugt, das kommt gut an.
Weißt du noch, wie du gefleht hast, Jan
Als du hinausflogst bei Tanja?
Wer hat dich da getröstet? Was geschah am Freitagabend
Als du auf der Strasse standest, die traurige Gitarre um den Hals
Zu wem bist du gekommen? Wer war deine Trösterin?
Tanja Oh Gott. Sag, dass das nicht wahr ist!
Nadja Wie hab ich dich getröstet? Gut?
Tanja Oh Gott!
Nadja Du hast deinen Schmerz heraus geliebt,
Hast die Verzweiflung
In meinen Körper gegraben
Den Körper der Schwester.
Wir hatten SEX, Tanjuschenka
Wir haben dich zur Hölle gefickt!
Jan Hure!
Tanja Hilfe. Ich falle.
Nadja Kopf, hoch Kinder. Ihr seht, ich lebe auch noch.
Oder was meint ihr, wie es mir dabei ging?
Matratze für Liebe, die wieder nur dir galt, Schwester?
Zu Jan Ich war es, Nadja!
Die dich liebte, damals,
Jan sweetheart Superboy,
Du sagtest noch: „Danke“
Und konntest mir in die Augen blicken;
Doch du konntest nicht lesen
In meinen Augen.
Jan Jetzt entscheidet sich alles. Tanja:
Komm zu mir. Umarme mich. Jetzt.
Ich liebe dich.
Nadja Es ist mein Schicksal, benutzt zu werden.
Tanja zu Jan Geh – oder ich bringe dich um.
Jan ab.
3. Auftritt
Tanja, Nadja
Nadja Sieh mich an.
–
Du sollst mich ansehen!
Tanja Ich kann nicht mehr atmen.
Luft! Alles wird hart. Ich erstarre.
Meine Beine sind taub,
Mein Rücken kalt wie rostiges Eisen
Ich falle! Hilfe! Halt mich! Ich sterbe.
Nadja Dann Schrei! Schrei, und dir wird besser.
Tanja Wen kann ich hassen?!
Jan? Dich? Mich selber? Sag mir!
Wen hasse ich? Wen?!
Wer hat hier schuld? Wohin mit mir?!
Nadja Sei stark! Handle! Schrei!
Tanja Wen?! Wen?! Wen?! Aaaaaaaaah!!!
Nadja. Verzeih mir.
Nadja Was?
Tanja Ich weiß nicht. Alles.
Das ich bin, wie ich bin.
Ihr seid stärker als ich. Ihr alle.
Du. Mama. Papa.
Bitte, Nadja – wirst du mich verraten?
Nadja Hast du jemals gedacht, einen Menschen zu töten?
Tanja Mich. Immer.
Nadja Feigling. Handle. Du musst dich entscheiden.
Tanja Nadja, verrate mich nicht.
Ohne Michael bin ich nichts wert.
Nadja Ich will dich handeln sehen.
Zeige dich wert, meine Schwester zu sein!
Ich verrate dich nicht – wenn du handelst.
Tanja Was soll ich tun?
Nadja Willst du, dass Jan
Aus unserem Leben verschwindet?
Tanja Ich will es.
Nadja Dann töte ihn. Räche uns! Er oder wir!
Tanja Nein! Himmel! Ich habe ein Kind!
Nadja Es gibt Situationen, da muss man gewinnen!
Jan liebt sein Motorrad mehr als er dich je liebte,
Mehr als Sophie, sein Kind?
Tanja Ich glaube.
Nadja Dann lass sein Motorrad ihn töten.
Tanja Wie das?
Nadja Lass das Öl aus seiner Maschine.
Bei rasender Fahrt blockiert der Motor.
Fährt er zu schnell, entscheidet das Schicksal
Und Jan fliegt zum Himmel.
Tanja Ist das ein Mord?
Nadja Es ist Spiel. Die letzte Ölung. Gestorben
An eigener Leidenschaft.
Jan rast durch das Leben, er reißt uns mit,
Und lässt uns liegen, am Straßenrand.
Jan ist ein Mörder, er lebt zu schnell.
Er tötet auf seiner rasenden Fahrt, jetzt wird er selber sterben.
Er soll gehen, wie er gekommen ist – ins Nichts.
Er bringt Unglück, verführt – und lässt liegen.
Rauschmensch, unberechenbar, soll er sterben.
An seinem Rausch. An sich selbst. An seiner Maschine.
Hat er dir nicht das Herz gebrochen?
Tanja Es ist nicht gerecht. Er hat
Leid verdient, schlimmes Leid.
Nicht den Tod.
Nadja Wie viele Frauen soll er noch unglücklich machen?
Stell ihn dir vor: morgen liegt er schon wieder auf einer anderen.
Und dann immer fort! Stell es dir vor! Willst du das Bild,
Ewig in deinem Herzen tragen?!
Tanja Ich muss mich erbrechen
Wenn ich daran denke!
Nadja Und was, meinst du, wird Micha sagen,
Wenn er erfährt
Dass du Jan immer noch liebst?
Ihn geliebt hast, noch diese Nacht!
Tanja Oh Himmel, er darf es nicht wissen!
Nadja Du hast Micha besudelt
Sein Vertrauen missbraucht.
Du hast ihn betrogen, ihn, der sich
Kümmert um deine Tochter.
Der das Leben für dich führt,
Zu dem du nicht fähig bist.
Wie willst du deine Schuld an Micha bezahlen?
Wie willst du Jan aus seinem Leben löschen?
Tanja Oh Gott, Nadja, verrate mich nicht!
Nadja Ich muss! Du hast eine ungeheure Schuld
Auf dich geladen! Jetzt braucht´s
Eine ungeheure Tat, dich reinzuwaschen
Vor Micha, vor Sophie und –
Vor Gott.
Tanja Wo steht seine Maschine?
Nadja Hinter den Zelten.
Tanja Ich brauche Schüssel und Zange.
Nadja Torsten hat alles
Ich bringe es dir.
Tanja Nadja. Wir teilen jetzt nicht nur das gleiche Blut.
Wir teilen das Leben; wenn eine wankt
Reißt sie die andere mit.
Nadja Hab keine Angst, Kleines
Ich liebe dich.